Ergotherapeuten (OT) sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen, um ihren Klienten zu helfen, ihre funktionellen Ziele zu erreichen. Wenn Sie als Ergotherapeutin auf der Suche nach Behandlungsmaßnahmen sind, die die Entwicklung einer Vielzahl von Fähigkeiten unterstützen, sollte Origami zu Ihrem Therapieinstrumentarium gehören! Die Kunst des Papierfaltens bietet eine unterhaltsame und vielseitige Möglichkeit zur Verbesserung der Feinmotorik, der exekutiven Funktionen und der visuellen Motorik (um nur einige zu nennen).
Im Folgenden sind einige der Fähigkeiten aufgeführt, die von Ergotherapeuten durch Origami-Aktivitäten gefördert werden können.
Feinmotorische Fertigkeiten
Origami ist eine echte Herausforderung für die Feinmotorik. Das Falten von einfachen Origami-Motiven wie einem Schmetterling oder einem Kranich erfordert die Koordination der kleinen Muskeln in Händen und Fingern. Origami-Projekte eignen sich perfekt für Kinder, die an der Entwicklung funktioneller Handfertigkeiten arbeiten. So kann zum Beispiel die Handschrift trainiert werden, indem Buchstaben geformt und kurze Botschaften auf Papierstreifen geschrieben werden, bevor diese zu Origami-Sternen gefaltet werden.
Exekutive Funktionen
Ergotherapeuten verfolgen in der Therapie einen ganzheitlichen Ansatz, der sie zu Experten für die Förderung verschiedener Fähigkeiten, einschließlich der Kognition, macht. Die strukturierte und sequentielle Natur des Origami hilft bei der Verbesserung der exekutiven Fähigkeiten wie Initiierung, Arbeitsgedächtnis und der Fähigkeit, Aufgaben bis zum Abschluss durchzuhalten. Die Fähigkeit, den Fokus aufrechtzuerhalten und sich selbst zu korrigieren, sind wesentliche kognitive Fähigkeiten, die durch die Kunst des Faltens gestärkt werden können.
Visuell-motorische Fertigkeiten
Beim Origami müssen Sie Anweisungen visuell interpretieren und sie in präzises Falten und Manipulieren von Papier umsetzen. Dieser Prozess erfordert eine genaue Wahrnehmung von Formen, Linien und räumlichen Beziehungen sowie die Fähigkeit, Bewegungen entsprechend zu planen und auszuführen. Beim Origami können die visuell-motorischen Fähigkeiten nicht nur durch Falten, sondern auch durch Schneiden geübt werden! Die Verwendung einer Schere, um die richtigen Ausgangsmaße auszuschneiden, ist eine Möglichkeit, die visuelle motorische Integration zu trainieren.
Taktile Stimulation
Das Falten, Knicken und Gestalten von Origamipapier aktiviert die sensorischen Rezeptoren in unseren Fingern.
Ergotherapeuten sind immer auf der Suche nach verschiedenen Möglichkeiten, ihre Klienten mit verschiedenen Texturen zu beschäftigen, insbesondere jene mit taktilen Empfindlichkeiten und spezifischen sensorischen Bedürfnissen. Die Einbeziehung verschiedener Papiersorten bietet eine hervorragende Möglichkeit zur Erkundung. Ob es sich um die zarte Haptik einer Serviette, das knittrige Gefühl von Krepppapier, die Glätte von Druckerpapier oder die glänzende Textur von Zeitschriftenseiten handelt, jede Papiersorte bietet ein anderes Feedback. Sie können auch mit schwereren Papiersorten wie Karton, Postkarten oder Fotopapier experimentieren, die alle eine reichhaltige Erfahrung für die Sinne bieten.
Achtsamkeit
Ergotherapeuten sind immer auf der Suche nach Werkzeugen, Strategien und Aktivitäten für die Achtsamkeitspraxis. Origami ist die perfekte Aktivität, um sich ganz auf den gegenwärtigen Moment einzulassen. Das sich wiederholende Falten von Papier erfordert Geduld und Konzentration, was zu einem meditativen Geisteszustand führt. Wenn Sie sich erst einmal auf das Papierfalten eingelassen haben, werden Sie vielleicht feststellen, dass dies dazu beiträgt, Sorgen über die Zukunft zu lindern und eine stärkere Verbindung zwischen Körper und Geist aufzubauen.
Soziale Kompetenzen
Origami ist nicht nur eine wunderbare Freizeitbeschäftigung für Einzelpersonen, sondern auch eine gute Möglichkeit, mit anderen zusammenzukommen, die dieselben Interessen haben. Wenn man zum Beispiel ein modulares Origami-Schwan-Projekt im Team fertigstellt, kann man Ideen austauschen, Techniken diskutieren und lernen, besser miteinander zu kommunizieren. Gruppenaktivitäten sind auch ein Ort, an dem man üben kann, sich abzuwechseln, Konflikte auszutragen und Führungsqualitäten zu entwickeln.
Spiel-Fähigkeiten
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Origami in Spiel und Therapie einzusetzen. Kinder, die Spaß an wettbewerbsorientierten Spielen haben, können Origami-Frosch-Rennen veranstalten oder an Papierflieger-Wettbewerben teilnehmen. Kooperative Aktivitäten wie die "Papierstaffel", bei der jedes Teammitglied nur einen Schritt des Origami-Musters falten darf, bevor es das Papier an die nächste Person weitergibt, sind eine gute Gelegenheit, kooperatives Spielen zu lernen.
Die Herausforderung "Genau richtig"
In der Ergotherapie bezieht sich die "richtige Herausforderung" auf das therapeutische Prinzip, Aktivitäten anzubieten, die weder zu leicht noch zu schwer für den Einzelnen sind, sondern genau auf seine aktuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten abgestimmt sind.
In einer pädiatrischen OT-Sitzung könnte der Therapeut beispielsweise Aktivitäten auswählen, die anspruchsvoll genug sind, um die Entwicklung der Fähigkeiten und den Fortschritt zu fördern, aber nicht so schwierig, dass das Kind frustriert ist oder sich nicht mehr engagiert. Ähnlich kann der Therapeut in der Erwachsenen-OP die Aktivitäten auf die kognitiven, körperlichen und emotionalen Fähigkeiten des Klienten abstimmen, um sicherzustellen, dass er angemessen gefordert wird und dennoch Erfolgserlebnisse hat.
Das Beste an Origami ist, dass es je nach den Fähigkeiten einer Person nach oben oder unten abgestuft werden kann. Origami ist so vielseitig, dass es so viele Fähigkeiten auf unterschiedliche Weise ansprechen kann. Deshalb wird diese Kunst auch immer häufiger als therapeutische Aktivität eingesetzt. Wenn Ihnen als Ergotherapeut die Ideen ausgehen, sollten Sie Origami in Ihre Therapiesitzungen einbeziehen!